Die im Jahre 1815 gegründete Burschenschaft war die Avantgarde der deutschen Nationalbewegung. Sie wurzelte in den Freiheitskriegen, stand unter dem Einfluß von Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt und Johann Gottlieb Fichte, war geprägt durch eine idealistische Volkstumslehre, christliche Erweckung und patriotische Freiheitsliebe. Diese antinapoleonische Nationalbewegung deutscher Studenten war seit ihren Anfängen politische Jugendbewegung und die erste gesamtnationale Organisation überhaupt, die 1817 mit dem Wartburgfest die erste überregionale und gesamtdeutsche Feier ausrichtete und mit rund 3.000 Mitgliedern 1818/19 etwa ein Drittel der Studentenschaft des Deutschen Bundes umfasste.
Die Burschenschaft, zu einem Gutteil hervorgegangen aus dem Lützowschen Freikorps, setzte ihr nationales Engagement in neue soziale Lebensformen um, die das Studentenleben von Grund auf reformierten. Aber nicht nur das: Die Studenten begriffen die Freiheitskriege gegen Napoleon als einen Zusammenhang von innerer Reform, innenpolitischem Freiheitsprogramm und Sieg über die Fremdherrschaft. Nationale Einheit und Freiheit wurden propagiert, Mannhaftigkeit und Kampfbereitschaft für das deutsche Vaterland. Und das weit über die Zeit des Vormärz hinaus.
Diese neue Entwicklung ist eingebettet in die allgemeine Universitäts- und Studentengeschichte. Studenten sind eine juristisch, kulturell und gesellschaftlich relativ geschlossene Gruppe. Denn den deutschen Studenten zeichnen mehrere Faktoren aus: Zunächst ist das Studententum ein zeitlich begrenzter Zustand junger Erwachsener, die ein ausgeprägtes, studentische Traditionen weitergebendes Gruppenbewusstsein aufweisen und daher wenig soziale Kontakte zu anderen Schichten pflegen. Studenten sind familiärer Sorgen weitgehend ledig, aufgrund des deutschen, wissenschaftlichen und nicht erzieherischen Studiensystems in ihrem Tun und Lassen ausgesprochen unabhängig und wegen ihrer vorrangig geistigen Beschäftigung wenig auf vorhandene Denkmodelle fixiert. Besonderen Nachdruck verleihen studentischem Engagement die berufliche, soziale und finanzielle Ungewissheit, der instabile Sozialstatus: Studenten sind noch nicht gesellschaftlich integriert und stehen daher auch Kompromissen weitgehend ablehnend gegenüber.
In ihren politischen Ideen und Idealen neigen Studenten deshalb zum Rigorismus. Zudem: Bis weit in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein begriffen die Gesellschaft wie die Studenten sich selbst als Elite, die als Akademiker die führenden Positionen des öffentlichen Lebens einnehmen würden, woraus letztlich „das für eine Avantgarderolle unerlässliche Selbstbewusstsein“ entstand. Damit einher ging eine anhaltende Überschätzung der eigenen Rolle, aber auch eine „Seismographenfunktion gesellschaftlicher Veränderungen“, wie der Münchner Historiker Thomas Nipperdey feststellte. Mehr noch, studentische Verbindungen hatten für die politische Kultur Deutschlands von jeher eine Leitfunktion, spiegeln die Vielgestaltigkeit des gesellschaftlichen Lebens und sind mit den Problemen der einzelnen politisch-gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen verzahnt.
Zur Erforschung dieser Zusammenhänge entstand in den Jahren 1908/09 die Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e.V. (GfbG). Aufgrund der Zusammenarbeit von GfbG, Archiv und der Bücherei der Deutschen Burschenschaften sowie zahlreichen Historikern und Autoren können Sie auf dieser Internetseite umfangreiche Dokumente, Bilder und Publikationen zur Geschichte der Burschenschaft abrufen.
Verzeichnis der Universitäts- und Hochschularchive in Deutschland, Österreich und in der Schweiz von Harald Lönnecker, Koblenz, 2012 PDF-Dokument |
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Archiv und Bücherei der Deutschen Burschenschaften von Harald Lönnecker, Koblenz, 2015 PDF-Dokument |
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Die „Burgkeller-Bibliothek“ oder „Progreßbibliothek“ der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller-Jena von Peter Kaupp und Harald Lönnecker, Frankfurt am Main, 2002 PDF-Dokument |