Geschichte der Burschenschaft und Studentengeschichte

GfbG e.V.

Studentika - Historische Dokumente der Deutschen Burschenschaften

Brief August Ludwig von Rochaus (1810-1873)

an Anna Schmidt, Ischl (Oberösterreich), 28. Juli 1850

Quelle: Archiv und Bücherei der Deutschen Burschenschaften

August Ludwig von Rochau (1810-1873), Mitglied der Burschenschaften Teutonia Göttingen und der Jenaischen Burschenschaft bzw. Germania Jena, 1833 beteiligt am Frankfurter Wachensturm. Er führte 1840 den Begriff „Sozialismus“ in die deutsche Literatur ein, war 1848 Abgeordneter des Frankfurter Vorparlaments, gründete 1859 den Deutschen Nationalverein mit, dessen Vorstand er über mehrere Jahre angehörte, und war ab 1870 nationalliberales Reichstagsmitglied.

Rochau prägte durch sein Buch „Grundsätze der Realpolitik, angewendet auf die staatlichen Zustände Deutschlands“ (Stuttgart 1853 und 1859; Nachdruck 1972), das Wort „Realpolitik“ und beeinflusste maßgeblich die politischen Debatten der 1850er und 1860er Jahre. Er schrieb mit der Erfahrung von 1848/49, die Einheit Deutschlands könne „nicht die Idee, nicht Verträge herbeiführen“, sondern „nur eine überlegene Kraft, welche die übrigen verschlingt“. „Bürgertum und Kaisertum“, so schloss Rochau, „müssen vereint dieses Werk vollenden, und nur Preußen kann solches durchführen.“

Nachstehend können Sie den Brief an Anna Schmidt im Original sehen bzw. am Ende dieser Seite in Textform lesen und als PDF-Dokument herunterladen. Im PDF-Dokument finden Sie weitere Erklürungen sowie Literaturangaben über August Ludwig von Rochau und Anna Schmidt.

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Brief August Ludwig von Rochaus 2
Brief August Ludwig von Rochaus 3
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Brief (Textform) von August Ludwig von Rochau

Liebe Anna

Seit vier Tagen habe ich hier Halt gemacht um Briefe und sonst allerlei zu schreiben, aber bis heute bin ich kaum dazu gekommen die Feder anzusetzen. Es ist mir gar zu schlecht zu Muthe. Die künstlichen An- und Aufregungen mit denen ich mir eine Zeitlang geholfen, sind erschöpft, und ich nicht minder. Trüber Himmel und politisches Elend thun ein Uebriges um mich vollends niederzudrücken. Wie es enden wird, ich weiß es nicht, aber lange w¨hren kann dieser Zustand nicht mehr. Das ewige Ankommen und Abreisen ist mir tödtlich zuwider, und doch finde ich nirgends Ruhe und Rast. Auch hier brennt mir schon wieder der Boden unter den Füßen, und ich werde wohl schwerlich die noch übrigen sechs Tage meiner Miethzeit aushalten.

Wahrschein[lich] gehe ich zunächst nach München, und dorthin bitte ich Dich mir zu schreiben wie es Euch und dem Kind geht. Da sich mit der [Schwieger]Mutter über diesen Punkt nicht reden läßt, so thue Du mir den Gefallen das Kostgeld für die Kleine zu bestimmen. Im nächsten Absatz regelt v. Rochau im einzelnen, wie die anfallenden Kosten aus seinem Vermügen beglichen werden sollen. Die Regelung dieser kleinen Angelegenheit wird wenigstens einen, wenn auch noch so unbedeutenden Grund der Beunruhigung für mich beseitigen, und ich rechne deshalb darauf, daß Du mich nicht vergeblich bitten lassen wirst.

Die Badekur die Du zu machen beabsichtigtest wird hoffentlich ausgeführt und Dir gut bekommen sein. Es war auch meine Absicht Wasser zu trinken, ich werde sie aber wohl nicht mehr durchsetzen. Wozu auch; das Wasser thut's bei mir wahrhaftig nicht.

Mit herzlichen Grüßen an die Mutter und an Hayms

Dein
Aug. Rochau

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pdf Brief von August Ludwig von Rochau (1810-1873)
an Anna Schmidt, Ischl (Oberösterreich), 28. Juli 1850
Brief im Original, Textform und zusätzliche Angaben
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