Geschichte der Burschenschaft und Studentengeschichte

GfbG e.V.

Studentika - Historische Dokumente der Deutschen Burschenschaften

Handschriften der Mitglieder der Abgeordneten-Versammlung zu Schwerin

Quelle: Archiv und Bücherei der Deutschen Burschenschaften

Die beiden Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz bleiben das ganze 19. Jahrhundert hindurch Ständestaaten, in denen sich Landesherr, Ritterschaft und Städte die Macht teilen. Beide Mecklenburg haben einen gemeinsamen Landtag. Mit der Märzrevolution 1848 entstehen Reformvereine, am 31. Oktober 1848 tritt in Schwerin eine gesamtmecklenburgische Abgeordnetenversammlung zusammen, die eine neue Verfassung berät und beschließt. Das neue, eine konstitutionelle Monarchie schaffende Staatsgrundgesetz wird am 3. August 1849 angenommen und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin setzt es in Kraft. Dem widersprechen der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, die Ritterschaft sowie die Seestädte Rostock und Wismar. Nach Streitigkeiten stellt der Freienwalder Schiedsspruch 1850 fest, dass das Staatsgrundgesetz ungültig, die Stündeverfassung aber noch gültig sei. Der Jenaer Burschenschafter, Dichter und Schriftsteller Fritz Reuter kommentiert das: „Allens bliwwt bi'n Ollen.“

Mitglied der Abgeordnetenversammlung bzw. des Landtags war 1848/49 für den 3. Wahlbezirk Alt-Strelitz auch Reuters Lehrer am Gymnasium in Friedland, der Pastor an der dortigen Marienkirche Heinrich Arminius Riemann (1793-1872). Er war 1815/16 Mitgründer, Vorstandsmitglied und Sprecher der Jenaer Urburschenschaft, 1817 Mitglied des Festausschusses und Hauptredner des Wartburgfestes sowie Mitverfasser der „Grundsätze und Beschlüsse des 18. October“: „Ein Deutschland ist, und ein Deutschland soll sein und bleiben ...“ 1818 war Riemann Mitgründer der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft, der ersten gesamtdeutschen Organisation der deutschen Nationalbewegung.

Seit 1819 wurde Riemann mehrfach politisch verfolgt. Als Abgeordneter legte Riemann ein Album an, in das sich zahlreiche seiner Kollegen eintrugen und das einen Eindruck der damaligen politischen Stimmung vermittelt. Eine Auswahl wird hier erstmals veröffentlicht.

Zurrück zur vorherigen Seite

Handschriften 1
Widmung:
Was weiter wirdt noch harren wir,
doch wird's die Freiheit werden,
die Freiheit dort, die Freiheit hier,
die Freiheit jetzt und für und für,
die Freiheit rings auf Erden.
Schwerin, den 22. August 1849
Ihr Freund Schlüns
Handschriften 2
Widmung:
Der Wahnsinn der Reaction beschleunigt den Gang unsrer Entwicklung;
ihre Verblendung ist unsre Zukunft.
Schwerin, den 22sten August 1849
Zur Erinnerung an Ihren L. Roloff
Abg(eordneter). des 4ten Strel(itzer). Wahlbez(irks).
Handschriften 3
Widmung:
Democrat! - bis an den letzten Pfaffendarm
der letzte Junker hängt oder
Nachtwächter - mit der Schlafmütze. -
Die Wahl ist nicht schwer.
Schwerin, d. 22. Aug. 1849
Abgeordneter Dr. Raber

Anmerkung: Raber war ehemaliger Burschenschafter. Siehe auch: Otto Ringel, Dr. Ernst Raber. Ein Armenarzt und Demokrat aus Mecklenburg, in: Vorträge zur mecklenburgischen Familienforschung, hrsg. v. Landesarbeitskreis Familien- und Personengeschichte im Landesheimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., H. 9 (2000), S. 1-11.

Handschriften 4
Widmung:
Treue dem Volke und Entschlossenheit werden die Sache der Freiheit zum Triumpfe führen. Dächten alle Deutsche wie Sie, treuer Kämpe, wir wären schon weiter; daß wir zum Ziele kommen, ist gewiß und haben wir gesiegt, dann soll das Volk auch glücklich werden! Reinigen wir unsere Sache zunächst von Verräthern; der Läuterungsprozeß hat begonnen, ist er beendet, sind die Halben vernichtet, dann wird die Sonne der Freiheit aus den Nebeln aufgehen. Denken Sie oft an die schönen und trüben Tage, die wir durchlebt haben zurück und behalten Sie in Erinnerung Ihren
C. L. F. Pohle
Mitglied der constituirenden Versammlung
für den 4. Schweriner Wahlbezirk

Anmerkung: Pohle ist der Verfasser von „Die Noth des Mecklenburgischen Handwerksstandes“, 1848.

Handschriften 5
Widmung:
Zur Erinnerung an die in Schwerin während des Landtags 1848/1849 erläbten freudigen sowie trüben Stunden von deinem Freund
dem Bädermeister F. Deppen aus Dossow
derzeitiger Abgeordneter in Schwerin
Handschriften 6
Widmung:
Es müßen noch viele Männer in den reiferen Jahren, und in tüchtiger Schule des Lebens gebildet, sich des armen deutschen Vaterlandes annehmen, wenn seine Regeneration gelingen soll.
Schriebs zur freundlichen Erinnerung
Jördensdorf, d. 28. August 1849
Th. Reuter